Sonntag, Januar 15, 2017

The Junction Saloon


https://www.facebook.com/TheOldNewYorkPage/, picture from the collection of the museum of the city of New York



Die Facebook-Seite "The Old New York Page" hat mir mal wieder Stoff geliefert. Neben den ganzen Gebäudebildern finde ich auch immer wieder Material faszinierend, dass ungeschminkt den Alltag im historischen New York City abbildet. 

So wie die Aufnahme oben, die Robert Bracklow ungefähr im Jahr 1900 hoch im Norden von Manhattan aufgenommen hat an der Amsterdam Avenue / 163rd Street im Stadtteil Washington Heights.

google maps


Das befindet sich - wie man sieht - ein ganzes Stück nördlich vom Central Park. Hier nochmal eine Detailkarte vom Schauplatz an der Amsterdam Avenue und mit dem Broadway, der einen Blick weiter im Westen verläuft. 






Ein Blickfang in diesem Bild ist natürlich der Saloon von G. Bergau mit dem Namen "The Junction", auf Deutsch "Die Kreuzung", in der Bildmitte.



Dort wird feiner Gerstensaft aus der Manhattan Brauerei ausgeschenkt, wie die Schilder am Gebäude verraten. 




Und wenn man ein echter Saloon sein möchte, dann braucht man auch eine Schwingtür im Eingangsbereich:



Man musste damals also gar nicht bis in den Wilden Westen hinausfahren, um mal einen echten Saloon mit einer echten Schwingtür zu betreten. Der Norden von Manhattan reichte da völlig.

Im Gebäude dahinter wird mit Immobilien und Versicherungen gehandelt, so verrät es jedenfalls die Fassadenbemalung. Der Name über Cornelius könnte allerdings mal nachgepinselt werden. Oder soll das SHARP and CORNELIUS heißen?



Angetan haben es mir auch diese beiden Herren, die mit einem kleinen Jungen an der Hand die Amsterdam Avenue hinablaufen. Im Deutschen Kaiserreich hätte man ihn zur gleichen Zeit wahrscheinlich in einen Matrosenanzug gepackt, hier trägt er eine Latzhose und eine Mütze. 



Wenn das Foto 1900 aufgenommen wurde und der Junge 2-3 Jahre alt war, dann würde er jetzt, falls er noch lebt, auf die 120 Jahre zulaufen.



Heute völlig ungewohnt, früher ganz normal: alle Herren tragen außerhalb des Hauses eine Kopfbedeckung:



Der hier kauft wahrscheinlich eine Zeitung oder etwas Essbares an einem Straßenkiosk:



Im Hintergrund, hinter Hardware und Flaggen folgt der Bürgersteig dem hügeligen Untergrund und führt nach oben.



Die ansteigende Straße wird mit zwei Arten von Fahrzeugen befahren: Pferdefuhrwerke und Straßenbahnen. Das deutet darauf hin, dass das Photo wirklich von der Jahrhundertwende stammen könnte, zu jener Zeit waren Automobile noch absolute Mangelware. In den Folgejahren sollte sich das stark ändern und zugleich auch das Straßenbild. 





Heute sieht es an dieser Kreuzung so aus: 



Der Saloon ist verschwunden, an seine Stelle ist eine evangelische Methodistenkirche getreten, die ihre Gemeinde aus dem hispanischen Bevölkerungsanteil rekrutiert. 






Interessant finde ich die Frage, ob das Gebäude hinter der Kirche immer noch jenes ist, in dem 116 Jahr vorher Immobilien und Versicherungen gehandelt wurden.




Die ansteigende Straße ist übrigens auch vorhanden, nur muss man in der Gegenwart ein bisschen zoomen, bis man sie erkennen kann. 







Und damit endet dieser kleine Ausflug 116 Jahre zurück in die Vergangenheit.



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